Klischees über Ballett gibt es viele. Sie sorgen dafür, dass Jungs in Spitzenschuhen rar sind. Dass Ballett als das, was es ist, nämlich ein verdammt harter Sport, nicht wirklich ernst genommen wird. Und deshalb auch weniger gefördert wird. Dabei ist der Anspruch genauso hoch wie in anderen Profisportarten.
Wer schon lange Ballett tanzt, lässt die Sprünge und Pirouetten federleicht aussehen. Dabei ist es alles andere als leicht. Das wissen Lea Militz und Meret Heibel, die seit ihrer Kindheit an der Ballettstange stehen. Heute trainieren sie neben ihren Hauptjobs die Erwachsenen-Leistungsgruppe ‚Golden Beryl‘ der Ballettschule Krain. „Ballett ist einer der anspruchsvollsten Tänze. Das merken viele erst, wenn sie einmal eine Probestunde machen“, sagt Lea. Sie und Meret sind sich einig, dass es immer noch zu viele Klischees über das Ballett gibt.
Das Bild, das die meisten Menschen im Kopf haben, wenn sie an Ballett denken, ist weiblich, rosa, soft und mit ganz viel Tüll. Dieses verniedlichende Bild darf gerne weg. Ballett ist schweißtreibend, hart, man braucht Disziplin. „Die Pirouette ist zum Beispiel ganz essenziell im Ballett. Manche kriegen sie auch beim hundertsten Versuch nicht hin. Da muss man dranbleiben“, erzählt Meret. Um gut zu sein, brauche es ein bisschen Talent und ganz viel Fleiß. Und was auch wichtig sei: Selbstreflexion. „Wir tanzen permanent mit dem Spiegel vor der Nase. Gerade in der Pubertät ist das anstrengend, weil man sich ständig vergleicht“, so Meret.
Im Leistungsballett steht drei-, eher viermal pro Woche Training auf dem Plan, am Wochenende oft Auftritte oder Wettkämpfe. So ist es auch bei den Golden Beryls. Trotzdem sind sich die beiden Tanzlehrerinnen sicher, dass die meisten Menschen Ballett nicht als Sport, sondern als Hobby bezeichnen würden. „Ich glaube, vielen ist der Anspruch nicht bewusst“, sagt Lea.
Dabei investieren die Tänzerinnen und Tänzer nicht nur sehr viel Zeit in ihren Sport. Sondern auch Geld. Ein Spitzenschuh kostet um die 100 Euro. Je besser die tänzerische Leistung, desto höher der Verschleiß. Die Tänzer:innen der Leistungsgruppe brauchen in einem Jahr fünf bis zehn Paar Spitzenschuhe. Profitänzer:innen sogar einen Schuh pro Show. Dazu kommen Tanzkleidung, Kostüme, Wettbewerbskosten… All das können Wettbewerbsgewinne, Kuchenverkäufe oder Benefizvorführungen nicht wieder reinholen.
„Dem Tanz fehlt in der Regel die Unterstützung, weil wir kein Sportverein sind“, sagt Lea. Sport würde als Vereinssache wahrgenommen und die Tanzschulen irgendwo dazwischen vergessen. Auch von der Stadt gäbe es keine Förderung. Die Folge davon: Nicht jede und jeder kann sich Ballett leisten, schon gar nicht auf professionellem Niveau. Das bedauern die beiden Trainerinnen, die immer auf der Suche nach Nachwuchstalenten sind, sehr.